Harnsteine können im gesamten Harntrakt vorkommen. So spricht man u.a. von Nierensteinen, Harnleitersteinen und Blasensteinen. Auch Kinder können schon Harnsteine bekommen. Harnsteine finden sich in Nierenbecken, Harnleiter, Harnblase und Harnröhre.
Im Jahr 2001 konnte in einer vergleichenden Untersuchung nachgewiesen werden, dass seit 1979 ein deutlicher Anstieg an Harnsteinerkrankungen stattgefunden hat. Für Deutschland bedeutet dies, dass im Jahr 2000 etwa 1,2 Millionen Menschen an einer Harnsteinerkrankung litten. Das Erkrankungsrisiko von Männern ist dabei doppelt so hoch wie bei Frauen. Oftmals kommt es bei den Betroffenen zu wiederholter Bildung von Harnsteinen.
Die Harnsteine können sehr klein sein (Nierengries), aber auch das ganze Nierenbecken ausfüllen, man spricht dann von Nierenausgusssteinen. Ernährungsgewohnheiten und Trinkmenge wie auch eine familiäre Belastung spielen bei der Entstehung der Harnsteine eine Rolle. Auch Harnwegsinfekte und Stoffwechselerkrankungen können für die Entstehung verantwortlich sein. Eine restlose Aufklärung ist jedoch bis heute noch nicht möglich.
Abhängig von Größe, Lage und Beweglichkeit der Harnsteine zeigt sich das Beschwerdebild. Von leichten Schmerzen bis hin zu den gefürchteten, höchst schmerzhaften Nierenkoliken kann sich die Harnsteinerkrankung bemerkbar machen.
Als sofortige Untersuchungsmethoden bieten sich Ultraschall- und Röntgenuntersuchungen der ableitenden Harnwege an.
Die Behandlung erfolgt durch Schmerztherapie und die Verhütung von Folgeschäden wie zum Beispiel dem Harnstau. Im günstigsten Fall verlassen die Harnsteine den Körper auf natürlichem Wege. Ist das nicht möglich können die Steine durch entsprechende Behandlungen entfernt werden. Hier bieten sich die Zertrümmerung von außen , die Entfernung mit einer Schlinge während einer Blasenspiegelung oder auch die operative Entfernung an. Nach erfolgreicher Harnsteinentfernung müssen vorbeugende Maßnahmen besprochen und ergriffen werden.
Harnsteine sind Ablagerungen, die sich aus Bestandteilen des Urins bilden. Am häufigsten sind Ablagerungen aus Kalziumoxalaten. Sie machen etwa 70 bis 75 % aller Harnsteine aus. Daneben finden sich Harnsteine, die aus Ablagerungen von Harnsäure, Zystin, Kalziumphosphat, Magnesium-Ammonium-Phosphat, Xanthin entstanden sind. Nur ein Drittel aller Steine bestehen aus nur einem Bestandteil, meistens handelt es sich jedoch um Mischsteine.
Harnsteine entstehen durch einen Auskristallisierungs-Vorgang im Urin. Für die Bildung von Harnsteinen werden vielfältige Gründe angeführt:
Zunächst erfragt der Urologe die Krankheitsvorgeschichte (Anamnese). Diese Befragung schließt auch die Familienkrankheitsvorgeschichte mit ein. Häufig finden sich bei dem Betroffenen selbst oder bei seinen Verwandten früher durchgemachte Harnsteinerkrankungen. Ernährungsgewohnheiten und Lebensumstände können bereits Hinweise auf das Vorliegen eines möglichen Harnsteinleidens geben.
Abb. 1: UltraschallgerätAn die ausführliche Befragung schließt sich die körperliche Untersuchung an. Hier kann ein Druckschmerz in der Flanke Hinweis für einen Harnstau sein. Im Urin lässt sich oftmals Blut nachweisen und auch die Anzahl der weißen Blutkörperchen ist vermehrt (Leukozyturie). In einer Blutuntersuchung werden u.a. Harnsäure-, Kalzium-, Kreatininwerte bestimmt.
Eine wichtige Untersuchungsmethode stellt die Ultraschalluntersuchung (Sonographie) dar. Die Ultraschalluntersuchung ist eine völlig schmerzfreie und ungefährliche Untersuchung. Schallwellen dringen von außen in den Körper, werden reflektiert und erzeugen so ein Bild, das der Urologe auf einem Bildschirm auswerten kann.
Bei der Ausscheidungsurographie erhält der Patient über die Vene ein Kontrastmittel verabreicht. Unter Röntgenkontrolle kann der Urologe die Ausscheidung über die ableitenden Harnwege genau verfolgen und z. B. die Lage und die Art der Steine genau bestimmen. Auch das Ausmaß einer vorliegenden Harnstauung wird mit diesem Verfahren sichtbar gemacht. Die Ausscheidungsurographie kann jedoch nicht während einer akuten Nierenkolik durchgeführt werden.
Eine weitere Untersuchungsmethode ist das retrograde Ureteropyelogramm (UPG). Durch ein Instrument, das der Urologe durch die Harnröhre in die Blase einführt, wird ein Kontrastmittel in den Harnleiter eingebracht. Anschließend können der Harnleiter und das Nierenhohlsystem sowie mögliche Abflusshindernisse gut dargestellt werden.
Bis zu 80 % der Harnsteine verlassen den Körper auf natürliche Weise über die ableitenden Harnwege. Die Austreibung kann durch krampf- und schmerzlösende Medikamente sowie reichlicher Flüssigkeitsaufnahme beschleunigt werden. Kommt es trotz dieser Maßnahmen nicht zu einem Spontanabgang, wird der Urologe eine weiterführende Behandlung einleiten, um mögliche Schwierigkeiten zu verhindern.
Eine akute Kolik erfordert immer eine sofortige ärztliche Behandlung. Der Urologe wird Schmerzmittel zur Linderung der Kolikbeschwerden, krampflösende und entzündungshemmende Medikamente verabreichen. Er wird eine weiterführende Untersuchungen einleiten, deren Ergebnisse ihm die nachfolgenden Behandlungsschritte aufzeigen.
Es gibt vielfältige Behandlungsmöglichkeiten beim Harnsteinleiden. Immer jedoch ist die Zusammensetzung der Steine, ihre Größe und Beschaffenheit sowie ihre Lage ausschlaggebend für die nachfolgende bestmögliche Behandlung. Der Urologe wird die Untersuchungsergebnisse und die entsprechenden Vorgehensweisen mit dem Patienten besprechen und ihn auch über die Art der erforderlichen Schmerzausschaltung (Narkose) informieren. Je nach Art des Eingriffs kann eine örtliche Betäubung oder eine Vollnarkose angebracht sein.
Folgende Behandlungsmöglichkeiten stehen zur Verfügung:
Ist die genaue Zusammensetzung der Salze des Harnsteins bekannt, ist eine Ernährungsberatung in jedem Fall eine sinnvolle Angelegenheit und dient der Vorbeugung!
Autor: Karin Janke
© Berufsverband der Deutschen Urologen e.V. und Deutsche Gesellschaft für Urologie e.V.