Als Priapismus wird eine schmerzhafte Versteifung des männlichen Gliedes bezeichnet, die mindestens zwei Stunden lang anhält und nicht auf sexuelle Erregung zurückzuführen ist. Bei diesem Vorgang kann das bei der Versteifung des Gliedes in die Schwellkörper einfließende Blut nicht mehr auf natürlichem Wege abfließen. Ohne ärztliche Maßnahmen tritt bereits nach wenigen Stunden eine Schädigung des Schwellkörpergewebes ein, die nach 24 bis 48 Stunden bis zur völligen Zerstörung führen kann. In der Folge ist die Versteifung des männlichen Gliedes nicht mehr möglich, es kommt zur so genannten erektilen Dysfunktion.
Auslöser für den Priapismus sind vielfältiger Natur. Neben Zuckerkrankheit, Blutkrankheiten, neurologischen Erkrankungen, bösartigen Geschwüren u. a. können auch Alkohol- oder Drogenmissbrauch einen Priapismus bewirken. Gelegentlich kommt es auch nach der Injektion von Medikamenten in den Schwellkörper, die zur Erlangung einer Erektion vom Patienten selbst gespritzt werden (SKAT= SchwellKörper- Autoinjektions-Therapie), zur schmerzhaften Dauersteife des Gliedes. Doch nicht nur erwachsene Männer können vom Priapismus betroffen sein. So kommt es mitunter auch bei an Blutkrebs (Leukämie) erkrankten Knaben im Rahmen eines so genannten paraneoplastischen Syndroms zu einer schmerzhaften Dauersteife des Gliedes. In einem hohen Prozentsatz der Fälle kann jedoch für den Priapismus keine erklärbare Ursache gefunden werden.
Nach einer gründlichen Untersuchung und Ursachenforschung wird der Urologe die für den Patienten bestmögliche Behandlungsmethode wählen. Neben konservativen Maßnahmen zum Abschwellen des männlichen Gliedes (z. B. körperliche Bewegung, Wechsel von Kälte und Wärmeapplikation etc.) sowie lokaler Injektion von gefäßwirksamen Substanzen kommen operative Eingriffe zum Einsatz. In örtlicher Betäubung kann eine Schwellkörperpunktion durchgeführt werden, um das dort vorhandene Blut abzuziehen. Ist dieser Eingriff nicht ausreichend, kann eine Verbindung zwischen den beiden Penisschwellkörpern und der Eichel geschaffen werden. Das angestaute Blut wird dabei über die Eichel und die Harnröhre abgeleitet. Eine andere operative Möglichkeit stellt die Verbindung der Schwellkörper mit einer oberflächlichen Oberschenkelvene dar. Die Ableitung des Blutes erfolgt bei dieser Maßnahme über den allgemeinen Blutkreislauf.
Erfolgt die Behandlung frühzeitig, das heißt, innerhalb von 6-8 Stunden nach Auftreten der Dauerversteifung des Gliedes, sind die Erfolgsaussichten sehr gut. Auch innerhalb von 24 Stunden kann noch mit einem guten Erfolg gerechnet werden. Darüber hinaus verschlechtern sich die Erfolgsaussichten jedoch erheblich und es droht die dauerhafte erektile Dysfunktion.
Nach dem Eingriff sollte etwa zwei Wochen lang auf schwere körperliche Anstrengungen verzichtet werden, um eine ungestörte Wundheilung zu erreichen. Bei Schmerzen, Schwellungen im Genitalbereich oder Nachblutungen sollte unverzüglich der Urologe aufgesucht werden.
Autor: Karin Janke© Berufsverband der Deutschen Urologen e.V. und Deutsche Gesellschaft für Urologie e.V.